Eigenheimer und Kleingärtner wollen auch in Zukunft Ar­ten­viel­falt im Gemüse- und Obstanbau

Eigenheimer und Kleingärtner wollen auch in Zukunft
Artenvielfalt im Gemüse-und Obstanbau

Hobbygärtner und Verbraucher trotz EU-Beteuerungen durch Saat­gut­ver­ord­nung betroffen!

Die EU-Kommission arbeitet an einem neuen Saatgutrecht, über das am 6. Mai die Kommissare abstimmen werden. Nach den bisherigen Entwürfen, die mit Interessensvertretern diskutiert worden sind, wird die Agrochemie-Industrie ihre Vorstellungen noch weiter durchsetzen als es im derzeitigen Recht bereits der Fall ist.

Dass die umstrittene Zulassungspflicht für Vielfaltssorten weiter bestehen wird, hat der zuständige Kommissar Tonio Borg vorab am 24.April bestätigt. Für jede einzelne Sorte, auch wenn davon nur geringe Mengen verkauft werden, muss das zuständige Amt eine Marktzulassung erteilen. Wer viele verschiedene Sorten pflegt und Saatgut an interessierte Gärtner verkauft, hat damit zusätzlich Arbeit und Kosten und könnte sein Angebot ein­schrän­ken, um nicht illegal zu handeln. Seltene Sorten, die keinen "historischen Hintergrund" (Zitat Tonio Borg) haben, werden erst gar nicht zugelassen. Das ist besonders kurzsichtig, denn diese genetische Vielfalt ist Ausgangsbasis für eine chemiefreie Landwirtschaft und für die Anpassung an Kli­ma­ver­än­de­rungen.

Die Schwierigkeit noch "alte" Sorten, die oft robuster sind und einen besseren Geschmack (Gemüse) haben, von den Saatgutfirmen zu bekommen, besteht schon heute. Das Interesse solche Sorten noch in kleinen Mengen zu ver­kau­fen ist gerade bei den "Großen" Samenfirmen sehr gering. Sollte das neue EU Gesetz durchkommen wird das gegen Null gehen! „Dieses geht letztlich zu Lasten der Endverbraucher  und unterläuft letztlich gerade unsere Be­mühun­gen um den integrierten Pflanzenschutz im Hausgarten! Nur in einer regionalen Sortenvielfalt die auf besondere klimatische Stand­ort­be­din­gun­gen eingeht, ist die Lösung für viele Pflanzenschutzprobleme im Hausgarten zu sehen!“, bekräftigt Präsident Heinrich Rösl vom Eigenheimerverband Deutschland e.V.

Das Nachsehen haben nicht nur künftige Generationen, sondern auch heutige Verbraucher, Gärtner und die Freizeitgärtner. Denn was in die Supermärkte gelangt, ist für den kommerziellen Anbau gezüchtet: er­trag­reich, gleichzeitig erntereif, einheitlich, lagerfähig. Der Geschmack bleibt dabei oft auf der Strecke. Zudem können und dürfen die heutigen kom­mer­ziel­len Hybrid-Sorten nicht vermehrt werden. Im Garten legt man dagegen Wert darauf, ohne Chemie und über lange Zeiträume das zu ernten, was am besten schmeckt. Vielfaltssorten können dies besser, und außerdem bieten sie Unabhängigkeit von der agrochemischen Industrie, die heute bereits die Hälfte des weltweit verkauften Saatguts produziert.

Die EU möchte "Transparenz" über Vielfaltssorten herstellen und drängt damit die selteneren aus dem Markt. Die dringend nötige Transparenz über industrielle Sorten dagegen wird verringert; Verbraucher werden nicht mehr erkennen, welche Sorten technisch oder rechtlich nicht vermehrt werden können, so die bisher bekannt gewordenen Vorentwürfe der Saat­gut­rechts­re­form.

Bio-Kunden hätten ebenfalls das Nachsehen. Für den Öko-Landbau gezüchtete Sorten fallen häufig durch die Zulassung, denn sie sind nicht einheitlich genug. Dieser Mangel ist im Ökolandbau ein Plus: Die reichere genetische Ausstattung der Ökosorten macht sie anpassungsfähig. Sie produzieren unter unterschiedlichen Bedingungen, ohne chemische Krücken. Sie würden der agrochemischen Industrie auf dem Saatgutmarkt Konkurrenz machen. Die bisherigen EU-Regelungen verhindern dies durch die vor­ge­schrie­be­ne Einheitlichkeit, und es zeichnet sich keine Verbesserung ab. So entgehen den Bio-Verbrauchern wichtige Möglichkeiten, mit ihren Euros für eine ökologischere Landwirtschaft zu sorgen. Der Eigenheimerverband Deutschland e.V. ruft seine Mitglieder und Mitgliedsverbände auf, die Petition des Dachverbandes Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt zu unterstützen!

Link zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/saatgutvielfalt-in-gefahr-gegen-eine-eu-saatgutverordnung-zum-nutzen-der-saatgut-industrie

Kontakt: Friedrich Richler T. 089-3073660, www.ehvd.de